Unsichtbarkeit durch Tarnung: Der Ghillie Suit

Der Ghillie-Suit (in Australien auch „Yowie-Suit“ genannt) ist ein spezieller Tarnanzug, der nicht nur auf Muster und Farben setzt, sondern die menschliche Kontur vollständig aufbricht. Durch das gezielte Einarbeiten von Jute, Garn, Bast und Naturmaterialien verschmilzt der Träger förmlich mit der Umgebung – sei es Wald, Wiese oder urbanes Trümmerfeld.

Ursprünglich militärisch geprägt, hat sich der Ghillie-Suit längst in anderen Bereichen etabliert: Jagd, Tierfotografie, Airsoft oder Paintball – überall dort, wo Unsichtbarkeit ein taktischer Vorteil ist.

Aufbau und Funktion: Wie ein Ghillie-Suit die Tarnung perfektioniert

Die technische Wirkung des Ghillie-Suits beruht nicht nur auf seinem äußeren Erscheinungsbild, sondern vor allem auf der Kombination aus Materialwahl, Aufbau und individueller Anpassung an das Gelände.

Materialien und Aufbau: Netzgewebe, Jute und Naturintegration

Ein typischer Ghillie-Suit basiert auf einem leichten Netzstoff als Trägermaterial. Daran werden Streifen aus Jute oder synthetischen Garnen befestigt – durch Annähen, Einknoten oder Klettsysteme. Die Farben orientieren sich dabei an den lokalen Gegebenheiten oder am Tarnmuster der darunter getragenen Kleidung (z. B. Flecktarn).

Zur weiteren Optimierung werden natürliche Materialien wie Gräser, Zweige oder Laub eingearbeitet. So passt sich der Anzug dynamisch an das Gelände an und erreicht eine dreidimensionale Tarnwirkung, die deutlich über Standard-Camouflage hinausgeht.

Komponenten des Ghillie-Suits

Damit die Tarnung vollständig ist, besteht ein klassischer Ghillie aus mehreren Komponenten, die zusammen für eine lückenlose Abdeckung sorgen.

Ein vollständiger Ghillie-Suit besteht in der Regel aus:

  • Jacke
  • Hose
  • Kopfteil oder Kapuze

Ergänzend kommen häufig Tarnhandschuhe und Tarnschminke zum Einsatz – besonders wichtig, um helle Hautpartien an Händen und Gesicht abzudecken.

Einsatzbereiche & Varianten: Jagd, Militär, Fotografie und Airsoft

Der Ghillie-Suit ist längst nicht mehr nur Spezialkräften vorbehalten. Auch Jäger, Tierfotografen und Airsoft-Spieler nutzen ihn, um sich lautlos und unauffällig im Gelände zu bewegen.

Die Anforderungen unterscheiden sich je nach Einsatzzweck – und damit auch die Gestaltung der Tarnanzüge.

Ghillie-Suit-Varianten für unterschiedliche Einsatzszenarien

Je nach Situation und Bewegungsspielraum stehen unterschiedliche Varianten zur Verfügung:

  • Full-Body-Ghillie: Komplett mit Tarnmaterial bedeckt, ideal für Beobachtungspositionen und langes Verharren.
  • Kriech-Variante: Vorderseite bleibt frei, um das Vorankommen in Bauchlage zu erleichtern – besonders bei Scharfschützen beliebt.
  • Ghillie-Umhang: Flexibel über normale Kleidung oder Tragesysteme tragbar. Ideal bei wechselnden Positionen oder zur schnellen Anwendung.

Entscheidend ist immer die richtige Kombination aus Ghillie-Typ, Bewegungsverhalten und Geländeanpassung.

Tarnung richtig einsetzen: Verhalten mit dem Ghillie-Suit im Gelände

Ein Ghillie-Suit allein macht noch keinen unsichtbaren Jäger. Erst in Verbindung mit richtigem Verhalten entfaltet er sein volles Potenzial – und hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen Anfängern und Profis.

Bewegungstaktik für Scharfschützen, Jäger und Fotografen

Tarnung funktioniert nur, wenn auch das Verhalten stimmt. Ein Ghillie-Suit tarnt hervorragend – aber wer sich falsch bewegt, wird trotzdem entdeckt.

Daher gilt:

  • Langsame, kontrollierte Bewegungen
  • Keine ruckartigen Richtungswechsel
  • Kurze Etappen, gefolgt von Beobachtungsphasen
  • Geräuschdisziplin – Laub, Zweige und Ausrüstung müssen lautlos bewegt werden

Diese Prinzipien gelten unabhängig vom Einsatzbereich – egal ob auf dem Schießstand oder beim Anpirschen in der Wildnis.

Sicherheitsaspekte: Hitze, Feuer und Materialwahl

Neben der Bewegung spielt auch das physische Tragen des Ghillies eine wichtige Rolle – vor allem in schwierigen Klimabedingungen.

Ein oft unterschätztes Risiko: Hitzeentwicklung. Besonders in warmen Klimazonen (z. B. Dschungel oder Halbwüsten) kann ein dichter Ghillie zur echten Belastung werden.

Daher gilt:

  • Nur atmungsaktive Netzmaterialien verwenden
  • Auf leichtes Gewicht achten
  • Unbedingt schwer entflammbare Stoffe nutzen – Funkenflug vom Lagerfeuer oder Mündungsfeuer kann sonst lebensgefährlich sein

Auch Pausen, Flüssigkeitszufuhr und Selbstbeobachtung gehören zur Einsatzvorbereitung.

Herkunft und Entwicklung: Vom schottischen Wildhüter zum militärischen Spezialisten

Die Geschichte des Ghillie-Suits ist eng mit Schottland und der Jagdtradition der Highlands verbunden.

Dort nutzten sogenannte Ghillies – Jagdaufseher – einfache, mit Stofffetzen benähte und mit Erde getarnte Kleidung, um Wild zu beobachten oder Wilderer zu stellen. Die Idee: sich nahezu unsichtbar in der Landschaft bewegen, ohne erkannt zu werden.

Militärisch kam der Ghillie-Suit erstmals bei den Lovat Scouts während des Ersten Weltkriegs zum Einsatz – einer Spezialeinheit der British Army. Diese wurden ab 1916 zur ersten offiziellen Scharfschützeneinheit Großbritanniens. Seither ist der Ghillie-Suit eng mit dem Scharfschützenwesen verbunden – und hat sich stetig weiterentwickelt.

Ein Ghillie-Suit ist ein mächtiges Werkzeug für Tarnung und Unsichtbarkeit im Gelände – aber nur in Verbindung mit richtigem Verhalten, Ortskenntnis und Erfahrung. Wer ihn versteht und beherrscht, kann sich wortwörtlich unsichtbar machen.

Nutzt du selbst einen Ghillie-Suit oder andere Hilfsmittel zur Tarnung? Teile deine Erfahrungen, Tipps oder Fragen in den Kommentaren und tausche dich mit anderen Tarn-Enthusiasten aus!

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