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Beim Ghillie-Anzug (bei der australischen Armee auch Yowie-Suit genannt) handelt es sich um einen Tarnanzug, der die Konturen des menschlichen Körpers verfremdet.
Die Basis bildet üblicherweise ein Netzmaterial, auf dem Jutestreifen in entsprechenden Tarnfarben aufgenäht oder eingeknotet sind. Die Farbgebung des Ghillie entspricht in der Regel der des getragenen Tarnmusters (z. B. Flecktarn). Um die Tarneigenschaft zusätzlich zu verbessern, können auch noch Materialien aus der Umgebung wie z. B. Gräser oder Zweige mit eingearbeitet werden, um den Ghillie-Anzug den örtlichen Gegebenheiten besser anzupassen.
In den meisten Fällen besteht ein Ghillie aus drei Teilen - Jacke, Hose und Kopfteil. Je nachdem, wo überall Tarnmaterial angebracht wurde, können verschiedene Varianten voneinander unterschieden werden. Der Full-Body-Tarnanzug ist sowohl vorne als auch hinten mit Tarnmaterial ausgestattet. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Träger nicht oder nur selten kriechen muss (z. B. bei Wildfotografie). Bei der normalen Variante bleibt die Vorderseite frei, da hier davon ausgegangen wird, dass sich der Träger sich vorwiegend kriechend an sein Ziel heranpirscht (z. B. Scharfschützen).
Ein Ghillie-Anzug kann aber auch nur aus einem Umhang bestehen, der bei Bedarf einfach über die normale Feldbekleidung geworfen wird. Diese Variante erleichtert zudem das Tragen von Rucksäcken und Tragesystemen. Als Ergänzung empfiehlt es sich die Verwendung von Handschuhen und Tarnschminke, um möglichst viele Hauttöne zu verdecken.
Ein Nachteil des Tarnanzugs liegt in der Wärmeentwicklung, die in warmen Regionen wie beispielsweise Dschungel oder Wüsten dem Träger zu schaffen machen kann. Durch den Anzug entsteht ein Wärmerückstau, weswegen darauf geachtet wird, möglichst leichtes und angenehm zu tragendes Netzmaterial zu verwenden. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass nur schwer entflammbares Material verwendet wird, um den Träger durch Funkenflug nicht in Lebensgefahr zu bringen.
Der Ghillie-Anzug findet heute auch außerhalb des militärischen Bereichs Verwendung. So versuchen beispielsweise Jäger und Tierfotografen, durch die Verwendung eines entsprechenden Tarnanzuges vom Wild unentdeckt zu bleiben. Auch in der Paintball- und Softair-Szene erfreuen sich Tarnanzüge großer Beliebtheit, insbesondere bei Scharfschützen.
Ein Ghillie-Anzug bietet allerdings noch keine Garantie dafür, nicht aufgeklärt zu werden. Um unentdeckt zu bleiben, ist es besonders wichtig, sich der Situation angepasst zu bewegen. Schnelle, ruckartige Bewegungen werden auch aus größerer Distanz leicht wahrgenommen und können die eigene Position verraten. Bei langsamen Bewegungen ist es außerdem leichter, die dabei entstehende Geräuschkulisse unter Kontrolle zu halten. Ideal ist eine Mischung aus langsamer Bewegung und kurzzeitigem Verharren an der neuen Position, um so die Umgebung beobachten und die nächste Aktion besser planen zu können.
Das Wort Ghillie kommt aus dem Schottischen. Gemeint ist damit ein Jagdaufseher, dessen Aufgabe darin bestand, adeligen Jagdgesellschaften das Wild vor die Flinte zu treiben und Wilderern aufzulauern, um diese möglichst auf frischer Tat ertappen zu können. Dazu war es nötig, sich regungslos und getarnt im Wald zu verbergen. Die Basis bildeten damals einfache Kleidungsstücke, die mit Leinenfetzen benäht und mit Erde oder nassem Lehm beschmiert wurden. Dadurch ließ sich die Silhouette des Wildhüters gut verwischen.
Der Ghillie-Anzug wurde von schottischen Wildhütern zur Jagd und zum Aufspüren von Wilderern erfunden.
Militärisch wurde der Ghillie-Suit erstmals von den Lovat Scouts während des Ersten Weltkrieges verwendet und von da an stetig weiterentwickelt. Ab 1916 waren die Lovat Scouts die erste offizielle Scharfschützeneinheit der British Army, woher eventuell die starke Assoziation des Ghillie mit Scharfschützen rührt.
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